Themenjahr 2023/2024

Fachkräftegewinnung und -sicherung in Thüringen

Mit dem Demografischen Themenjahr rückt die SADW den Blick auf jeweils einen konkreten Bereich. 2023/2024 liegt der Fokus des Demografischen Themenjahres auf dem Schwerpunkt der „Fachkräftegewinnung und -sicherung in Thüringen“.

Die demografische Entwicklung im Freistaat Thüringen wird in den kommenden Jahren zu einem branchenübergreifenden Mangel an Fachkräften führen, da die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter bis 2042 um knapp 165.000 Personen abnehmen wird. Durch den Renteneintritt stark besetzter Jahrgänge („Baby-Boomer“) entsteht dabei ein sehr hoher Ersatzbedarf. Fehlendes Personal zur Aufrechterhaltung vorhandener Infrastruktur sowie von Sozial- und Versorgungssystemen stellt insbesondere im ländlichen Raum eine große Herausforderung dar. Dies soll im Laufe des Themenjahres näher betrachtet und erläutert werden.

Daher kommt der Sicherung des Fachkräfteangebots Priorität zu, um für die Thüringer Wirtschaft erforderliche Wachstumsimpulse zu setzen. Attraktive Arbeitsplätze sind hierbei ein maßgeblicher Faktor, um Arbeitskräfte in Thüringen zu halten und aus anderen Regionen zu werben. Denn die Bevölkerungsentwicklung von Städten und Gemeinden hängt unmittelbar mit der regionalen Wirtschaftskraft und Arbeitsmarktsituation zusammen. Ein geringeres Arbeitskräftepotenzial beeinflusst die Standortattraktivität und kann zu einem Rückzug von Unternehmen führen. Auch im öffentlichen Dienst stellt die Fachkräftesicherung vor dem Hintergrund der zu erwartenden demografischen Entwicklung eine erhebliche Herausforderung dar, die Thüringen mittel- und langfristig zu bewältigen hat.

Das neue demografische Themenjahr der Serviceagentur Demografischer Wandel (SADW) wird in enger Kooperation mit dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF) ausgestaltet.

Was kann getan werden? Welche Faktoren sind entscheidend?

Im europaweiten Wettbewerb der Regionen um Fachkräfte ist der Freistaat Thüringen noch stärker als bisher gefordert, konkurrenzfähige Rahmenbedingungen zu schaffen und Strategien zur Gewinnung und Bindung von Personal zu entwickeln. Die 2016 ins Leben gerufene „Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung“ ist unter Einbindung aller potentiellen Akteure fortzuführen. Die bereits definierten strategischen Ziele und Maßnahmen sind zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Dazu gehört unter anderem die Verbesserung der Berufsvorbereitung und der Einstiegsbegleitung bei Ausbildungen. Ein besonderer Fokus sollte zudem auf der Reduktion der Abbruchquoten in Schulen, bei Auszubildenden und Studierenden liegen. Dies erfordert eine engere Zusammenarbeit von den an der Ausbildung beteiligten Akteuren, wie der zuständigen Stelle, Bildungseinrichtungen und den Unternehmen vor Ort.

Umfassende Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote für Beschäftigte, Arbeitslose und potenzielle Fachkräfte sind zielgerecht weiterzuentwickeln. Gleichzeitig sind Anforderungsprofile von Stellen regelmäßig mit der Qualifikationsstruktur der Arbeitssuchenden abzugleichen. Vorhandene Beschäftigungspotenziale beispielsweise bei Älteren, Frauen sowie Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund sind noch stärker zu nutzen. Dies setzt voraus, dass die individuellen Lebenssituationen der Menschen gezielt berücksichtigt werden. Ansprüche an Inklusion werden für Unternehmen zu einer ökonomischen Notwendigkeit. In diesem Zusammenhang muss auch die Wertschätzung gegenüber der dualen Ausbildung erhöht werden.

Doch junge Nachwuchskräfte und die Nutzung bestehender Potenziale allein werden den Bedarf der Unternehmen an Fachkräften nicht decken. Aus diesem Grund kommt der Zuwanderung aus dem In- und Ausland eine entscheidende Rolle bei der Fachkräftesicherung zu. Dafür muss sich der Freistaat Thüringen insbesondere in den ländlichen Regionen noch stärker als bisher als vielfältiges und weltoffenes Land präsentieren. Eine landesweit gelebte Willkommenskultur in den unterschiedlichen Feldern des gesellschaftlichen Zusammenlebens kann dazu beitragen, die zahlreichen demografischen Herausforderungen besser zu gestalten.

Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Thüringen kann gestärkt werden, indem neue Wirtschaftszweige in ihrer Entwicklung gefördert werden. Dies eröffnet auch für die ländlichen Räume Chancen, etwa durch die Ansiedlung von Unternehmen der „Green Economy“, die sich durch besonders nachhaltige, umwelt- und sozialverträgliche Ansätze auszeichnet. Die zunehmend flächendeckende Verfügbarkeit von schnellem Internet birgt auch für peripher gelegene Orte und Regionen ein großes Potenzial, denn zahlreiche Dienstleistungen können zunehmend ortsungebunden erbracht werden.

 

Geplante Veranstaltungen

Im Rahmen des demografischen Themenjahres wird die SADW wieder Regionalkonferenzen durchführen, die einzelnen Aspekten des Themas gewidmet werden sollen. Derzeit lässt das TMASGFF eine Studie zum Thema „FACHKRÄFTE FÜR THÜRINGEN – EINE BEDARFSPROGNOSE IN PERSPEKTIVE 2035“ erarbeiten. Die Teilergebnisse der Studie sollen in den Planungsregionen Thüringens bei den Regionalkonferenzen vorgestellt und diskutiert werden.

Auch bei den Demografiekonferenzen der Jahre 2023 und 2024 wird das Hauptthema „Fachkräftegewinnung und -sicherung in Thüringen“ vertiefend behandelt. Die jährliche Demografiekonferenz bringt Expert:innen und Fachleute mit Praktikern aus den Thüringer Regionen zusammen. Sie bietet damit den Rahmen sowohl für einen fachlich-praxisorientierten Austausch als auch für die Auseinandersetzung mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. All unsere Konferenzen verfolgen dabei den Anspruch, als Raum für Vernetzung und neue Lösungsansätze zu fungieren. Das Ziel dabei ist, dass die gesammelten Ideen und Verbesserungsvorschläge von den Teilnehmenden auch über die Veranstaltungen hinaus weiterverfolgt werden, um den Freistaat gemeinsam nachhaltig und langfristig zukunftssicher zu machen.